In jedem Jahr lädt die niederländische Regierung sechs Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein Westfalen mit sehr guten Leistungen im Fach Niederländisch als Fremdsprache zu einem Familienaufenthalt in die Niederlande ein.
Die Niederländischkollegen des Gymnasiums Aspel, Frau Schicks und Herr Resing, haben je eine Schülerin bzw. einen Schüler der Qualifikationsphase 1 (Schuljahr 2013/2014) vorgeschlagen und Beurteilungen verfasst. Die Bezirksregierung Düsseldorf und der pädagogische Austauschdienst wählen aus den zahlreichen Bewerberinnen und Bewerbern dann aus.
Am Ende des vergangenen Schuljahres durfte unsere Schülerin Isabell Lanfermann an diesem wirklich ansprechenden Austauschprogramm teilnehmen und wurde so u.a. interkulturell und sprachlich gefördert und gefordert.
25.08.2014
Abschlussbericht von Isabell Lanfermann zum Familienaufenthalt in Vught 2014
Das Projekt fand in den Niederlanden, genauer in der Stadt Vught, statt. Es war ein sehr gelungener Aufenthalt, der sehr erlebnisreich, interessant, lehrreich und abwechslungsreich war und sehr viel Spaß gemacht hat. Die niederländischen Pädagogen des Institutes Jeroen Bosch waren sehr freundlich und vor allem eine der jüngeren Kollegen hat besonders interessanten Unterricht gemacht. Wir haben Grammatik-Themen bearbeitet und ein Nachrichtenmagazin für Erwachsene mit teils kniffligen Fragen angesehen. Dies war sowohl fördernd als auch fordernd und hat mir daher besonders gut gefallen. Das Nachrichtenmagazin speziell für Kinder und Jugendliche war daher keine große Herausforderung und die Themen waren nicht allzu spannend, da sie für Kinder oder jüngere Jugendliche gedacht sind.
Des Weiteren waren auch die Präsentationen, die wir gehalten haben und das Üben der Aussprache hilfreich, um vor allem das Sprechen zu verbessern, da teils leichte Aussprachefehler zum Vorschein kamen, die man zuvor nicht bemerkte. Auch Gedichte haben wir zur Verbesserung der Aussprache gelesen oder ein Spiel, das ähnlich wie „Tabu“ ist, gespielt. Der Unterricht wurde gut angeleitet und von Arbeitsmaterialen gut unterstützt. Vor allem das Arbeiten und Lernen in zwei Gruppen mit je sechs Schülern war sehr angenehm und effektiv. Auch die Exkursionen wurden im Unterricht aufgegriffen, indem man zum Beispiel über das niederländische Parlament und die Regierung, als Vorbereitung für den Ausflug nach Den Haag spricht, oder etwa über eine Sehenswürdigkeit in Amsterdam eine Präsentation vorbereitet.
Das Programm an den Nachmittagen der ersten beiden Tage verbrachten wir mit Schülern einer niederländischen Schule. Am ersten Tag besichtigten wir die „Barak 1b“, eine erhaltene, alte Unterkunft des Konzentrationslagers, und wir haben den Militärübungsplatz, eine Siedlung der „Molukken“ und das Gefängnis von außen gesehen, welche sich alle auf dem ehemaligen Gelände des Kamp Vughts (ehem. Konzentrationslager) befinden. Zum Ende des Tages wanderten wir noch zum Monument im Wald, das dem Gedenken der Opfer dienen soll. Am zweiten Nachmittag wurde uns die Schule gezeigt und über Themen, die die deutsch-niederländischen Beziehungen betreffen, diskutiert.
Diskutiert wurde auch im Unterricht im Institut; zum Beispiel über Roboter, die für alte Menschen sorgen sollen oder über positive Diskriminierung von Frauen. Darüber hinaus haben wir auch Rollenspiele gemacht, um die Sprachfertigkeit zu üben. Einen Nachmittag nahmen wir alle an einem Theater-Workshop teil, der dazu gedacht war, das freie Sprechen in verschiedenen Situationen zu üben.
Auch der sportliche Nachmittag sorgte für Abwechslung. Wir konnten im „Ijzeren Man“ in Vught bei herrlichem Wetter schwimmen und auf dem See Boot fahren. Wegen des Strandes, der sanitären Anlagen, eines Kiosks, Sprungbrettern und Spielgeräten wurde der Tag sehr schön.
Die weiteren Aktivitäten waren allesamt Exkursionen in verschiedene Städte. Zuerst waren wir einen Tag in Den Haag, wo wir in der „Tweede Kamer“ waren, dann etwas Freizeit hatten und abschließend das Escher Museum besucht haben. Das Museum war nicht langweilig oder gewöhnlich, sondern hatte spannende, ungewöhnliche Dinge zu bieten, wie zum Beispiel einen Raum, der so kreiert wurde, dass die Menschen in der einen Ecke durch den Raum größer wirkten und die in der anderen viel kleiner. Besonders den Besuch in der „Tweede Kamer“ hat mir gefallen, da das Regierungssystem in einem anschaulichem Film erklärt wurde, man danach alles angucken konnte und sogar Politikern bei einer richtigen Sitzung zuhören durfte. Da man nah an den Politikern im Raum sitzt, ist man ihnen dadurch näher als zum Beispiel im Deutschen Bundestag.
Mit dem Fahrrad sind wir gemeinsam nach ’s Hertogenbosch, oder auch Den Bosch genannt, gefahren und haben eine Bootstour über die populäre „Binnen Dieze“ gemacht, ein Wasserweg, der teilweise unter der Stadt verläuft. Anschließend haben wir typisch für Den Bosch einen „Bosche Bol“ (eine Art großer Windbeutel mit Schokoladenüberzug) gegessen und sind durch die Stadt gelaufen und haben zum Beispiel die Kirche und das ehemalige Haus von Jeroen Bosch gesehen.
In Amsterdam waren wir auch einen ganzen Tag lang und haben dort zunächst das Schifffahrtsmuseum besichtigt, anschließend eine Stadtführung und eine Grachtenrundfahrt unternommen. Besonders das Schifffahrtsmuseum hat mir gefallen, da man dort ein nachgebautes Schiff betreten konnte. Die Führung wurde lebendig gestaltet und man wurde regelmäßig – beispielsweise als Freiwilliger – in den Vortrag eingebaut.
Der letzte Städteausflug ging nach Utrecht, wo wir im „Speelklok“-Museum waren, den Domturm bestiegen, und uns noch die Universität und die Bibliothek kurz angeschaut haben.
Mir haben alle Städte sehr gut gefallen und das Programm war abwechslungsreich und sehr interessant.
Im Großen und Ganzen hat mir Den Haag am besten gefallen, auch wenn ich die anderen Städte wirklich schön fand. Insgesamt hatten wir also relativ viel Programm, aber das fand ich sehr gut, da ich auch sonst ein sehr aktiver Mensch bin. Darüber hinaus fand ich es gut, verschiedene Seiten von Vught (Kamp, Sprachinstitut, Geschäftszentrum, Industriegebiet, Schule, Wald, Schwimmbad…) und natürlich von den Niederlanden kennen zu lernen (Den Haag ist eher exklusiv, Amsterdam eher chaotisch; Utrecht, Den Bosch und Vught).
An einem Tag – dem Samstag – hatten wir frei und konnten machen was wir wollen. Also sind wir mit unseren Fahrrädern zum Markt in Den Bosch gefahren und da an diesem Tag auch eine Parade stattfand, war dort sehr viel los und wir hatten einen schönen Tag. Abends haben wir dort noch einen Kinofilm gesehen und nicht nur ich war überrascht, als der Film mittendrin pausierte und auf dem Bildschirm „Pause“ stand. Doch fast alle von uns fanden es besser, dass die Filme in der Originalsprache (Englisch mit niederländischen Untertiteln) gezeigt, und nicht wie in Deutschland synchronisiert werden.
Aber natürlich sind uns noch weitere Unterschiede aufgefallen… Die Bahn in den Niederlanden war immer pünktlich; das ist in Deutschland alles andere als selbstverständlich. Dann fällt natürlich die lockere, offene Art der Niederländer auf und die Fahrradwege, die viel befahren sind.
Außerdem sind die meisten von uns der Ansicht, dass das deutsche Brot leckerer ist. Hagelslag, bitterballen, frikandellen und patat stehen aber natürlich hoch im Kurs. Positiv überrascht bin ich von kostenlosen Fahrradparkplätzen mitten in der Stadt (prinzipiell wie für Autos), da diese dort dann sicher stehen. Es ist auch spannend in niederländischen Supermärkten andere Produkte zu finden als in deutschen, obwohl es eigentlich gar nicht weit auseinander ist: „Vla“, „Spekulaas“, andere Schokoladen- & Chipssorten…).
Am letzen Tag fand nach dem normalen Unterricht ein Abschlussmittagessen statt und die Zertifikate wurden ausgeteilt. Am Tag davor mussten wir dafür einen Hör- und Lesetest machen, mit dem die Ergebnisse nach CEF-Normen ermittelt wurden. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden und blicke mit guten Erinnerungen auf diese zehn Tage zurück, in denen man neue Freunde gefunden hat und Kontakte knüpfen konnte. Daher war es nicht schlimm, dass ich im Vorhinein niemanden kannte.
Die Familie, bei der ich gewohnt habe, hat sich gut um mich „gekümmert“, viel mit mir auf Niederländisch geredet, wir haben zusammen Fußball geguckt und es herrschte insgesamt eine freundliche Atmosphäre. Am Familienaufenthalt finde ich besonders gut, dass man einen Einblick ins Familienleben bekommt und durch den direkten Kontakt über Tage hinweg den Alltag miterlebt. Beispielsweise etwas über das Schulsystem zu erfahren und über Hobbys der Kinder. Denn eigentlich ist das Familienleben in den Niederlanden im Prinzip nicht anders als in Deutschland.
Die Reise wurde meiner Meinung nach gut organisiert, da für die Ausflüge mit Reservierungen und Zugtickets bereits alles Nötige im Vorhinein getätigt wurde und man einen Plan mit den Aktivitäten bekommen hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die gute Mischung aus Schule und verschiedenen Ausflügen und Aktivitäten zum Gelingen des Aufenthalts beigetragen haben, und dass ein Zertifikat über Sprachkenntnisse sicherlich ein guter Abschluss ist.
Ich möchte mich abschließend bei allen Beteiligten bedanken und kann diesen Aufenthalt nur weiterempfehlen.
Isabell Lanfermann, Q2